Klimakrise, Klimakatastrophe, Klimawandel – das Thema ist nicht nur in der Sparte Sachbuch sehr präsent, sondern spielt auch in immer mehr Romanen eine Rolle. Fast so erschreckend wie das Thema selbst finde ich einige Meinungen zum neuen Buch von John Ironmonger, „Der Eisbär und die Hoffnung auf morgen“, in denen die Kritiker davon genervt zu sein scheinen. Entweder ist ihnen die Moralkeule zu stark oder die Rahmenhandlung zu blumig. Dabei finde ich, wird hier die Botschaft sehr gut nachvollziehbar in eine spannende Geschichte verpackt.
In der Hafenkneipe des malerischen Dorfes St. Piran treffen zufällig der junge Klimaaktivist Tom und der ältere Politiker und Klimaskeptiker Monty aufeinander und schließen nach einer hitzigen Debatte eine Wette ab: in 50 Jahren wollen sie wieder zusammenkommen und überprüfen, ob der Meeresspiegel wirklich so stark angestiegen ist, wie Tom behauptet. Monty will dann im Wohnzimmer seines an der Klippe gelegenen Hauses sitzen – auch, wenn das bedeutet, dass er ertrinken wird. Ertrinkt er nicht, dann muss Tom ins Wasser gehen. Es geht also um nichts Geringeres als Leben und Tod.
Nun macht das Buch Zeitsprünge: 10 Jahre, 25 Jahre und endlich 50 Jahre (und zuletzt sogar 80 Jahre) später. Tom und Monty haben sich jedes Mal weiter entwickelt und nehmen den Faden ihrer Debatte immer wieder nahtlos auf. So liest sich das Buch wie ein langer Dialog in wechselnden Kulissen – zwischen der romantischen Küste Cornwalls und dem nicht so ewigen Eis Grönlands – was stellenweise auch mal langatmig wird. Doch gerade zum Ende hin wird die Handlung noch sehr spannend.
Dieser außergewöhnliche Handlungsablauf, Ironmongers ruhiger Erzählstil und seine durchaus eindringliche Botschaft ergeben eine sehr lesenswerte Mischung, über die man noch eine Weile nachdenken kann und sollte.
Der Eisbär und die Hoffnung auf morgen
John Ironmonger
S. Fischer Verlag, 2023
ISBN 9783103975031
Dieses Buch wurde mir als kostenloses Rezensionsexemplar über NetGalley zur Verfügung gestellt.