Die sieben Männer der Evelyn Hugo

Skandalträchtiger Unterhaltungsroman über eine alternde Filmdiva, die ihr Leben Revue passieren lässt und dabei einige Geheimnisse enthüllt.

Ich kann Hypes nicht wider­ste­hen. Die Bücher von Tay­lor Jenk­ins Reid sind momen­tan sehr prä­sent, und nach­dem mich die Serie „Dai­sy Jones & The Six“ (die Ver­fil­mung ihres Romans um eine stark von Fleet­wood Mac inspi­rier­te 70er-Rock­band) nicht wirk­lich über­zeug­te, woll­te ich mir mal ihr Geschreib­sel antun. Bei „Dai­sy“ stört mich, dass die Sto­ry ein­fach nicht authen­tisch wirkt – eben als ob die Autorin eine wah­re Geschich­te nur etwas ver­än­dert und aus­ge­schmückt nach­er­zählt. Kei­ne Glanz­leis­tung. Mir fehl­te die Tie­fe, das Herz, die Magie – „Dai­sy“ wirk­te ein­fach ober­fläch­lich. Visu­ell schön (den Fil­me­ma­chern sei Dank), aber nichtssagend.

Viel­leicht steck­te ja Herz im Buch und blieb nur bei der Ver­fil­mung auf der Stre­cke? Ich mache also den Herz-Check, aller­dings mit dem Roman „Die sie­ben Män­ner der Eve­lyn Hugo“. Auch hier greift die Autorin eine Epo­che und ihre Ido­le auf: die Gla­mour­welt der 50er-Jah­re Hollywood-Filmstars.

Eine jun­ge Jour­na­lis­tin bekommt die Chan­ce ihres Lebens, als die altern­de Film­di­va Eve­lyn Hugo sie aus­er­wählt, ihre Ent­hül­lungs-Bio­gra­fie zu ver­fas­sen. Nach und nach erzählt sie von ihrem Auf­stieg vom ein­fa­chen Mäd­chen zum begehr­ten Film­star, wie ihre sie­ben Ehe­män­ner ihren Zwe­cken dien­ten und wem ihre wah­re Lie­be galt.

Um es kurz zu machen: der Fun­ke sprang auch hier nicht über, das Herz fehlt. Die Diva ent­hüllt schon nach dem ers­ten Drit­tel ihr Geheim­nis und danach sackt der Span­nungs­bo­gen gewal­tig ab, bis am Ende noch­mal ein Geheim­nis gelüf­tet wird. Die Figu­ren wirk­ten auf mich flach und in ihrem Ver­hal­ten oft nicht nach­voll­zieh­bar, die Hand­lung ins­ge­samt sehr kon­stru­iert. Dem Mas­hup aus rea­len Vor­bil­dern fehlt vor allem eines: Echt­heit. Ich fand es span­nen­der, die Wiki­pe­dia-Ein­trä­ge zu Liz Tay­lor, Rita Hay­worth und Rock Hud­son zu lesen.

Ich kann mir den Erfolg der Autorin nicht erklä­ren. Ihre Geschich­ten sind unter­halt­sam, aber ober­fläch­lich und blut­leer. Man merkt, dass sie die­se Zei­ten nicht selbst erlebt hat, dass das fas­zi­nie­ren­de, aber frem­de Wel­ten für sie sind. Aller­dings ver­ste­he ich jetzt bes­ser, war­um sie bei der Gen Z so gut ankommt. Wer die Welt über Tik­Tok erlebt, so flach und mit Fil­ter, für den ist das real genug.


Buchcover "Die sieben Männer der Evelyn Hugo" von Taylor Jenkins Reid

Die sie­ben Män­ner der Eve­lyn Hugo
Tay­lor Jenk­ins Reid
Ull­stein, 2022
ISBN 9783548066738

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