Innehalten, Masche halten

Eine kurze Geschichte des Strickens, mit Blick auf geschichtliche und gesellschaftliche Aspekte sowie noch viel mehr, verpackt in ein kleines, hübsch gestaltetes Büchlein.

Wenn ich ein Buch been­de, herrscht nicht sel­ten ein Durch­ein­an­der von Wor­ten in mei­nem Kopf, das sich wie ein Kno­ten anfühlt. Ich muss mei­ne Gedan­ken dann einen nach dem ande­ren auf­wi­ckeln, bis etwas ent­stan­den ist, das auf den ers­ten Blick wie ein wir­res Knäu­el aus­sieht, aber schluss­end­lich die Vor­aus­set­zung dafür ist, mei­ne Wor­te in einen Text, in eine Rezen­si­on um zu arbei­ten. So kam es zu mei­nem Blog­ger­na­men WORTKNÄUEL (nicht zuletzt auch mit einem Blick auf mei­nen rie­si­gen Woll­vor­rat, der gedul­dig dar­auf war­tet, ver­strickt zu werden).

Viel­leicht geht es auch Karin Erlands­son so. Sie beginnt ihre Erzäh­lung damit, wie sie sich zu ihrem Geburts­tag in einem klei­nen Woll­la­den blaue Wol­le aus­sucht. Dar­aus möch­te sie etwas Beson­de­res für sich selbst stri­cken. Wie ein blau­er Faden führt die­ses Strick­pro­jekt durch das Buch. Wäh­rend sie ver­schie­de­ne Strick­ideen mit die­ser Wol­le anfängt und wie­der auf­rib­belt, denkt sie über das Stri­cken nach. Her­aus­ge­kom­men ist die­ses klei­ne, fei­ne Buch.

Sie erzählt nicht weni­ger als eine kur­ze, aber umfas­sen­de Geschich­te des Stri­ckens mit­samt den his­to­ri­schen, kul­tu­rel­len, gesell­schaft­li­chen und poli­ti­schen Aspek­ten. Dabei wer­den wahn­sin­nig vie­le Namen genannt, manch­mal gleich meh­re­re in einem Satz, die ich ger­ne recher­chie­ren wür­de, weil sie z.B. Strick­de­signs oder Metho­den beschreibt und ich wis­sen will, ob ich sie mir rich­tig vor­stel­le. Sie schreibt über das Stri­cken als not­wen­di­ge Tätig­keit in vie­len Epo­chen und Kul­tu­ren, über die Dar­stel­lung und Bedeu­tung im Film und in der Lite­ra­tur, über das Stri­cken als Codie­rung von Infor­ma­tio­nen im Krieg, aber auch als Pro­test­be­we­gung in ande­ren Krie­gen und als psy­cho­lo­gi­sche Selbst­hil­fe­maß­nah­me in Zei­ten von Stress und Trauer. 

Wenn zu jedem die­ser Erwäh­nun­gen und Namen auch nur ein Bild hin­zu­ge­fügt wor­den wäre, dann hät­te die­ses Buch das Poten­zi­al zu einem ulti­ma­ti­ven Werk rund um das Stri­cken gehabt, glei­cher­ma­ßen infor­ma­tiv, inspi­rie­rend und unter­halt­sam. So jedoch schwirr­te mir manch­mal der Kopf vor lau­ter (vor­wie­gend skan­di­na­vi­scher) Namen. Der Buch­um­fang ist ins­ge­samt aber so klein, dass man trotz­dem gut durch­kommt und auf jeden Fall von der Lie­be und Lei­den­schaft der Autorin mit­ge­nom­men wird. Eini­ge Sät­ze sind so schön und zutref­fend, dass ich sie mir ger­ne notiert hätte.

Das Büch­lein ist hübsch gestal­tet und das Lesen ent­schleu­nigt, mit einem ähn­lich ent­span­nen­den Effekt wie das Stri­cken selbst. Ein tol­les Geschenk für Strickerinnen!


Buchcover "Innehalten, Masche halten" von Karin Erlandsson

Inne­hal­ten, Masche hal­ten
Karin Erlands­son
Blan­va­let, 2023
ISBN 9783764508579

Die­ses Buch wur­de mir als kos­ten­lo­ses Rezen­si­ons­exem­plar über Blog­ger­por­tal zur Ver­fü­gung gestellt.

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