Die junge Biologin und Fischereibeobachterin Teresa verschwindet bei einem Einsatz von einem Fangschiff spurlos. Ihr Ausbilder und Freund John Render befürchtet schlimmes. Er arbeitet in Brüssel für die GD Mare (Generaldirektion der Europäischen Kommission für maritime Angelegenheiten und Fischerei) auf politischer Ebene für eine nachhaltige Fischereiwirtschaft. Dann ist da noch Alessandro di Melo, der sich als ehrgeiziger Geschäftsmann mit skrupellosen Partnern in der Fischereimaffia eingelassen hat, die nun zur Bedrohung seiner als Umwelt-Aktivistin engagierten Tochter Ragna werden. Um sie zu warnen und zu schützen, sucht er jetzt verzweifelt mithilfe einer alten Jugendliebe von Ragna, dem Dolmetscher Adrian, nach ihr, denn sie selbst hat den Kontakt zu ihm abgebrochen. Ragna wiederum ist eine Freundin von Teresa und die Anführerin einer Gruppe von Öko-Terroristen, die mit nicht weniger skrupellosen Methoden die Weltöffentlichkeit aufrütteln und davon abhalten will, als Konsumenten weiterhin die Überfischung und Zerstörung des maritimen Ökosystems zu unterstützen.
Wolfram Fleischhauer öffnet mit seinem Buch „Das Meer“ die Augen für ein ziemlich dramatisches Thema, das viel zu wenig in den Medien präsent ist. Mir war nicht bewusst, dass es eine regelrechte Fischereimaffia gibt, die aus Profitgier sämtliche Moral über Bord schmeißt. Sie bedeutet nicht nur für einige Fischarten das Aussterben, sondern zeigt auch, wie brutal der Mensch gegen den Menschen sein kann, wenn es zum eigenen Vorteil ist: nämlich mit der Entführung und Versklavung von Menschen, die als Zwangsarbeiter auf den Fangschiffen festgehalten werden und nicht selten als Fischfutter enden. Gar nicht so abwegig also, dass offiziell tätige Fischereibeobachter diesen Leuten ein Dorn im Auge sind und sich mit ihrer Arbeit in Gefahr begeben. Verständlich auch die Motive der Umwelt-Aktivisten, die keine Hoffnung in die langsam mahlenden Zentren der Politik haben. Denn die Zeit zum Stoppen des „Ökozids“ verrinnt gnadenlos – Zeit, die nötig wäre, damit das Ökosystem sich von dem Raubbau noch erholen kann. Auch wenn es sich bei ihren Methoden um Terrorismus handelt – mir fällt keine wirksamere Methode ein, mit der man den Endkonsumenten besser für dieses Thema sensibilisieren könnte. Traurig, aber wahr: erst wenn der einzelne Mensch sein eigenes Wohl in Gefahr sieht, handelt er vielleicht – verzichtet z.B. auf Fisch, wenn eine Vergiftung drohen könnte – und die Nachfrage bestimmt nun mal das Angebot.
Fleischhauer gelingt es gut, dem Leser abstrakte Sachverhalte wie Zahlen und Fakten, sowie Lebewesen, zu denen wir keinen emotionalen Bezug haben (sowohl Meerestiere als auch Menschen), nahezubringen – und vor allem auch unsere Verantwortung und unsere Macht als Konsumenten!
Die verschiedenen Handlungsstränge werden flüssig und spannend erzählt, es gibt keine Längen und somit kommen Thriller-Fans ganz auf ihre Kosten. Zudem gewinnt die ungekürzte Hörbuchfassung durch die spannungsvolle Lesung von Johannes Steck. Auf 2 MP3-CDs wird man ca. 13 Stunden lang kurzweilig und anspruchsvoll unterhalten.
Das Meer
Wolfram Fleischhauer
Argon, 2018
ISBN 9783839816226
Dieses Hörbuch wurde mir als kostenloses Rezensionsexemplar vom Verlag über die Plattform LovelyBooks zur Verfügung gestellt.