Das Tao des Bowie

Ohne große Erwartungen nahm ich dieses Buch nur zur Hand, weil ich ein paar Bowie Songs mag und mich spontan in das Titelbild verliebte. Nach der Lektüre kann ich sagen: Ich suchte nichts, aber ich fand viel.

David Bowie stamm­te aus einer Fami­lie mit gro­ßen psy­cho­lo­gi­schen Vor­be­las­tun­gen, die von Depres­sio­nen bis zur Schi­zo­phre­nie reich­ten. Geprägt von einer Kind­heit in emo­tio­na­ler Eises­käl­te und der stän­di­gen Angst, selbst von die­sem Fami­li­en­fluch befal­len zu wer­den, war er äußerst emp­fäng­lich für die Impul­se, die sein 10 Jah­re älte­rer Halb­bru­der Ter­ry in sein Leben brach­te: die Musik und Lite­ra­tur der Beat-Poe­ten. Nicht nur der Jazz dar­in fas­zi­nier­te ihn, son­dern auch der Zen-Bud­dhis­mus, der in Jack Kerou­acs Buch „The Dhar­ma Bums“ eine Rol­le spielt. So begann David Bowies spi­ri­tu­el­ler Weg – sein Tao.

Turn and face the stran­ge ch-ch-changes.

David Bowie

Mark Edwards hat sein Buch in zehn Lek­tio­nen geglie­dert, über die man sich auf sei­nem eige­nen Weg ent­lang han­gelt. Jede Lek­ti­on hat wie­der­um drei Tei­le. Zuerst „Bowies Weg“, wo wir anhand bio­gra­fi­scher Bege­ben­hei­ten erfah­ren, wie er sich mit einem drän­gen­den The­ma aus­ein­an­der­setz­te. Als zwei­ter Teil folgt „Die Lek­ti­on fürs Leben“ – was er dar­aus lern­te. Und dann wird mit „Dein Weg“ ganz kon­kre­te und prak­ti­sche Hil­fe­stel­lung gebo­ten, wie wir Bowies Lösung in unser Leben inte­grie­ren kön­nen. Da David Bowie größ­ten­teils den west­lich ori­en­tier­ten tibe­ti­schen Bud­dhis­mus prak­ti­zier­te, ent­hal­ten die Übun­gen Metho­den wie Medi­ta­ti­on, Acht­sam­keits­übun­gen und die Aus­ein­an­der­set­zung mit kla­ren Fra­ge­stel­lun­gen, mit dem Ziel, sich nega­ti­ver Gedan­ken- und Ver­hal­tens­mus­ter bewusst zu wer­den und sie zu durchbrechen.

Der Autor ist Musik­jour­na­list und Life-Coach. Mit die­sem Werk hat er sei­ne bei­den sehr unter­schied­li­chen Beru­fe gekonnt genutzt – dafür bin ich ihm sehr dank­bar! Ich habe mich im Lau­fe mei­nes Lebens immer mal wie­der am Bud­dhis­mus ver­sucht, doch bin jedes Mal an all­zu dog­ma­ti­schen Inter­pre­ta­tio­nen oder schlicht unver­ständ­li­chen, ver­wor­ren klin­gen­den Erläu­te­run­gen geschei­tert. Mit die­sem Buch habe ich end­lich einen Zugang zu den bud­dhis­ti­schen Prin­zi­pi­en gefun­den. Auch die prak­ti­schen Übun­gen emp­fand ich als wirk­lich hilf­reich. Anders als in vie­len Lebens­hil­fe­bü­chern fin­de ich hier eine plau­si­ble, ein­fach nach­voll­zieh­ba­re Her­lei­tung vom theo­re­ti­schen Unter­bau hin zu einer rea­lis­tisch in den All­tag inte­grier­ba­ren Pra­xis. Die Wor­te sind ein­fach und klar for­mu­liert, mit posi­ti­ver Schwin­gung ver­setzt und leicht ver­dau­lich. Im dra­ma­tur­gi­schen Auf­bau von Bowies Weg erzeugt Mark Edwards zudem eine sub­ti­le Span­nung – anders kann ich mir nicht erklä­ren, war­um ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte.

I don’t know whe­re I’m going from here, but I pro­mi­se it won’t be boring.

David Bowie

Ein so gro­ßes The­ma an David Bowie auf­zu­hän­gen, ist eigent­lich ganz schön ris­kant, denn es schränkt die Ziel­grup­pe für die­ses Buch enorm ein: Wer sich für Bowie nicht inter­es­siert, für den erscheint die­ses Buch höchst­wahr­schein­lich „point­less“ – sinn­los. Was wirk­lich scha­de ist, denn hier gibt es viel Sinn­vol­les für jeden zu entdecken! 


Buchcover "Das Tao des Bowie" von Mark Edwards

Das Tao des Bowie
Mark Edwards
Gold­mann, 2022
ISBN 9783442223312

Die­ses Buch wur­de mir als kos­ten­lo­ses Rezen­si­ons­exem­plar über die Platt­form Blog­ger­por­tal zur Ver­fü­gung gestellt.

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