Wer erinnert sich noch an den Animationsfilm „Chicken Run“? 25 Jahre ist das jetzt her, meine Güte! Im Film plant ein Schwarm rebellischer Hühner den Ausbruch aus ihrem Stall, als sie mitkriegen, dass der Farmer eine Hühnerpastetenmaschine angeschafft hat. Hans Seelenmeyer traut den Hühnern im idyllischen Wendland offenbar ähnliche Ambitionen zu. In seinem Roman „Funky Chicken Blues“ sind die Hühner nur leider nicht so plietsch wie ihre englischen Artgenossen. Sie verdächtigen den Biobauern Manni Macksen fälschlicherweise, ihnen den Garaus machen zu wollen, weil sie keine Eier mehr legen. Der hat als typisch nordischer Griesgram aber eigentlich nur so vor sich hingeschimpft und meinte das mit dem Kochtopf gar nicht ernst. Kann man ja durchaus falsch verstehen. Die Hühner verschwenden keinen Gedanken an Flucht, sondern planen gleich drastischere Maßnahmen. Leider klappt die Umsetzung nicht so gut – und so wundert sich Manni bald über die plötzlichen Todesfälle in seinem Umfeld. Damit er nicht selbst unter Verdacht fällt, beschließt er, die Toten zu beseitigen.
Dieser Wendland-Krimi bietet mit schrägen Charakteren, viel schwarzem Humor und einer wendungsreichen Handlung kurzweilige Unterhaltung, allerdings nicht unbedingt jedem zu empfehlen. Mit den blutigen Todesfällen fühlte ich mich nicht nur an den niedlichen Animationsfilm „Chicken Run“ erinnert, sondern auch an die Splatter-Filme von Quentin Tarantino. Das Wendland-Flair wird mit dem desillusionierten Ökobauern, dem skrupellosen Hühnerbaron, den Großstadt-müden Aussteigern und den Yoga-Mamis liebevoll karikiert. Ganz schön schräg!

Funky Chicken Blues
Hans Seelenmeyer
Gmeiner Verlag, 2025
ISBN 9783839207802
Dieses E‑Book wurde mir als kostenloses Rezensionsexemplar über NetGalley zur Verfügung gestellt.