Ein Buch voller Erinnerungen an diese kleine Frau mit der großen Stimme, in der die Welt ein Ausnahmetalent sah, einen Star, dann eine Drogensüchtige, eine Schlampe vielleicht, eine Gefallene – aber die für Tyler James in erster Linie eine beste Freundin war.
Die beiden lernten sich in der Schule kennen, im Alter zwischen Kind- und Teenager-Sein. Sie beeindruckte ihn sofort mit ihrer Stimme, die so gegenteilig zu ihrer Erscheinung war. Ein schüchtern wirkendes, introvertiertes und sensibles Mädchen. Tyler und Amy fanden Seelenverwandte ineinander, die nicht nur die Liebe zur Musik verband, sondern auch die gleichen Unsicherheiten, der Hang zu Depression und Selbstzerstörung. Tyler James kann nicht über Amy schreiben, ohne auch über sich selbst zu reflektieren. Ihre Beziehung war angeblich nur geschwisterlich, aber damit auch enger und ausdauernder, als es eine romantische Liebesbeziehung ausgehalten hätte. Bis zu ihrem tragischen Tod mit nur 27 Jahren war er fast ständig an ihrer Seite, war Mitbewohner, Reisebegleiter und nicht selten auch Beschützer. Auch wenn er selbst mit seiner Alkoholsucht schwer zu kämpfen hatte, fühlte er sich verantwortlich dafür, Amy vor ihrer eigenen Selbstzerstörung zu bewahren. Er gab dafür eine eigene Karriere auf und begnügte sich mit dem Platz eines Statisten im Hintergrund. Doch sein Tonfall ist nie vorwurfsvoll, auch gegenüber ihrem Vater nicht, dessen dominante und fordernde Rolle in Amys Leben umstritten ist. Viel mehr klagt er die Gesellschaft als Ganze an, die Amy zuerst in den Himmel lobte und sich dann an ihrem Fall ergötzte.
Meine Amy – Ein Abschied in Worten
Tyler James
Ullstein Verlag, 2021
ISBN 9783548065816
Dieses Buch wurde mir als kostenloses Rezensionsexemplar vom Verlag über die Plattform NetGalley zur Verfügung gestellt.